Ein Schnipsel aus dem
Lesetip: Alwin J. Hammers - Christlicher
Glaube... und praktizierter Unglaube
Beziehung Gott - Mensch
Anfangen möchte ich mit der Frage des Gottesbildes, weil dieses einen grundlegenden
Einfluß auf die Strukturierung der Glaubensinhalte und der Glaubenspraxis hat. Als Modell
der Beziehung Gott -Mensch wird gewöhnlich die Vater-Sohn Beziehung gewählt, wohl in
Anlehnung an Jesus und Gott-Vater. Atmosphärisch liegt dabei ein Schwerpunkt auf der
Beziehung kleiner Kinder zum Vater (Vertrauen, Gehorsam, Schutz etc.).
Ich bin jetzt Vater zweier erwachsener Kinder, die aus dem Haus gehen und ein eigenes
Leben leben. Was ist meine Liebe zu diesen Kindern? Ich wünsche ihnen, daß sie ihren Weg
gehen, und je weniger sie mich dafür brauchen, um so mehr freut mich das, weil sie groß
und stark geworden sind. Diese Kinder können gerne und dankbar wieder kommen, da sie sich
zu ihrem Leben berechtigt, frei und fähig fühlen. Kinder, die sich nicht frei fühlen,
kommen als Gefangene wieder, und das tut niemand gern.
Schlimm wird es, wenn diese Kinder nicht die Erlaubnis haben, ihre Gefangenschaft zu
spüren und dann forciert betonen, wie sehr sie ihre Eltern lieben und verehren. Dann
kommt das Gift in der Beziehung verdeckt zum Vorschein. Ich finde solche Züge nach
Überwindung des ersten Augenscheins und im Nachhall der vielen "frommen" Worte
im Gottesbild mancher Studenten.
Am auffälligsten werden solche Deformationen, wenn man zu verstehen sucht, was dieser
Typus von Studenten tun zu müssen glaubt, damit Gott mit ihnen zufrieden ist.
Neben vielen anstrengenden Pflichtaufgaben (Gesetzestheologie) glauben sie, sich vor Gott
auf den Knien liegend als klein, wertlos und schuldig bekennen zu müssen. Ihre eigenen
Qualitäten und Möglichkeiten schätzen sie als gering ein und betteln Gott als den Geber
alles Guten um das an, was sie vorher verkommen ließen oder sogar weggeworfen haben. Sie
trauen Gott indirekt ein erhebliches Maß an Lieblosigkeit und Brutalität zu und
verhalten sich so, als wenn Gott von unserem Sterben lebte, und nicht für uns gestorben
sei und damit genug getan habe.
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